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Interview

Pforzheim, 11. Jannuar 2015
JENS VOIGT: MOMENTE SEINER KARRIERE

In wenigen Fragen haben wir versucht, die wichtigsten Momente der Karriere von Jens Voigt zu beleuchten. Wir werden über seine Siege, seine Lieblingsrennen, seine Fair -Play -Geste und zum Schluss über seinen Abschied auf der Bahn von Grenchen mit dem Stundenweltrekord reden. Eine grandiose Karriere eines Mannes, der für den Radsport geschaffen wurde.

In 17 Saisons als Profi hast du bestimmt einiges zu erzählen. Wir versuchen nun in wenigen Fragen  alles zusammenzufassen. Welcher Erfolg ist für dich der wichtigste deiner Karriere?
Es ist schwer zu sagen, welcher von 65 Siegen der wichtigste war. Lass mich überlegen. Als erstes kommt mein Tour Etappen-Sieg von 2001, der auch meine Karriere verändert hat. Sehr emotional war für mich auch der Sieg bei der Deutschland-Tour, in meiner Heimat vor meinem Publikum. Ein toller Moment!

Dann ergänzen wir dein „Siege-Podest", welcher deiner Erfolge kommt auf dem dritten Platz ?
Dann würde ich den Sieg bei Paris - Brügge im Jahr 2003 nehmen. Der Sieg kam für mich ziemlich überraschend. Ich war gar nicht im Form, ich hatte 3 Tage lang nicht trainiert und ich kam von einer riesen Party am Wochenende. Ich habe meinem Team gesagt: „ich fahre bis zur Verpflegung und dann steige ich aus" und am Ende habe ich gewonnen.

Der schwierigste Moment?
Ganz klar, als wir Wouter Weylandt verloren haben, als er im Giro 2011 tödlich verunglück ist. Das ist mit Sicherheit der schwerste Moment meiner Karriere.

Dein Lieblingsrennen?
Das Criterium International. Ich habe das 5-mal gewonnen, es lag mir einfach, es ist kurz, schwer, das war das Richtige für mich.

Von den Klassikern magst du einen besonderes?
Ich mag Paris-Roubaix wenn ich das Rennen im Fernseher schaue, es ist großartig, ein Spektakel, es ist wie in einem Gladiatoren-Kampf.

Und auf dem Rad?
Der älteste Klassiker, Lüttich – Bastogne – Lüttich, ist für mich das schönste Rennen gewesen.

Du warst einmal Zweiter im Jahr 2005, hinter Vinokurov. Was überwog; die Enttäuschung wegen eines verpassten Sieges oder war die Freude über die gute Platzierung größer?
Nein, ich war nicht enttäuscht, es war für mich eine gute Platzierung. Ich wurde von einem besseren geschlagen, da kann man nichts machen, es ist einfach so.

In deiner Karriere bist du bekannt geworden nicht nur für deine herausragende Leistung, sondern auch für dein Fairplay. In der 19. Etappe von Giro d’Italia 2006 mit Ankunft am Pellegrino-Pass, Garate 1. Voigt 2. Wie kamst du zu der Entscheidung, den Sieg Garate zu überlassen und wie wurde das von deinem Team-Leiter aufgenommen?
Ich hatte den Auftrag in der Gruppe zu sein aber nichts zu machen, ich war als Aufpasser in der Gruppe. Riis sagte, wir hätten gerne, dass du vorne fährst, aber übernimm keine Führungsarbeit. Klar, wir hatten Basso im Rosa Trikot. Ich war den ganzen Tag keinen Meter vorne gefahren und niemand hatte was gesagt; sie wussten, dass ich nicht durfte. Dann hatte ich Riis gefragt: „Kann ich auch ein bisschen fahren, damit auch ich am Ende gewinnen kann?". Riis sagte nein. Dann 2 km vor dem Ziel bin ich zu Garate gegangen und ich habe gesagt, so kann ich nicht gewinnen. Es ist wie wenn du einem kleinen Kind die Schokolade klaust, es kann jeder, aber das macht man nicht. Oder einer alten Frau die Tasche klauen, es ist ganz leicht, aber man macht es nicht. Garate war für Quick Step gefahren und die hatten 3 Fahrer vorne. Die hatten den ersten am Anfang verbraucht, dann ist Bettini vorne gefahren, bis er nicht mehr konnte, und Garate war als letzter übrig, es wäre nicht richtig gewesen.

Der letzte  Solo-Sieg deiner Karriere ist am 18. September 2014 in Grenchen geschehen. Stundenweltrekord: 51.115 km/h. Cancellara, Wiggins, Martin, Phinney werden versuchen, deinen Rekord zu schlagen. Wer ist unter diesen Fahrern der gefährlichste?
Ich denke Wiggins. Er hat schon einen festen Termin, er wird es am 15. Juni versuchen. Er ist ein Weltklasse-Fahrer; er hat Erfahrung auf der Bahn, er wird sich vorbereiten und er wird mit Sicherheit meinen Rekord schlagen. Ich bin nicht dumm, meine war sicherlich eine gute Leistung, aber gegen Wiggins habe ich keine Chance. Vor 5 – 8 Jahren vielleicht wäre das anders gewesen, aber so eben nicht. Aber es ist gut so. Es kommen immer jüngere und stärkere Fahrer und so entwickelt sich der Stundenweltrekord weiter.

In der Zwischenzeit wurde der Stundenweltrekord von Jens Voigt am 30. Oktober 2014 von Matthias Brändle geschlagen. Der 24-Jährige stellte mit 51,852 km einen neuen Stundenweltrekord auf. Das ist aber eine Nebensache für Jens Voigt, sein Name in der Geschichte des Stundenweltrekordes steht fest, sowie seine Siege und seine Fahrweise. Seine Art, den Radsport zu leben, geht über die sportliche Grenze hinweg, das ist ein Lebensstil, immer angriffsbereit, immer alles gebend. Und wenn jemand kommt, der besser ist, ist es nicht so wichtig. Wichtig ist, alles zu geben, und was das betrifft, war Jens Voigt immer die Nummer 1.

Foto provided by Team Trek Factory Racing


 
 
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